Was wir sehen

Wir erleben in den letzten Jahren nicht nur in Dresden einen zunehmenden Mangel an Fähigkeit, größere Differenzen auszuhalten. Es gibt nur wenig Raum, miteinander über streitbare Themen in einen echten Dialog zu treten, denn das erfordert Offenheit und Vertrauen. Was wir stattdessen wahrnehmen, ist Angst – Angst vor Andersdenkenden, vor Veränderungen, aber auch davor, selbst Verantwortung zu übernehmen.

Wir beobachten, dass sich viele Menschen angesichts der Herausforderungen unserer Zeit verunsichert fühlen, u. a. von unsicheren und befristeten Arbeitsplätzen, dem Klimawandel, Migrationsbewegungen und der Schere zwischen Arm und Reich. Einige verfallen dadurch in eine Art Resignation und Lähmung, andere klammern sich an ideologische Konzepte oder richten ihre Hoffnung auf eine neue Führung, der sie folgen können. Oft wird mit diesen Haltungen die Eigenverantwortung für den sozialen Zusammenhalt aufgegeben. Wir sehen das als große Gefahr für die Demokratie und ein funktionierendes und friedliches Zusammenleben in unserer Gesellschaft.

 

Was wir wollen

Unser Anliegen ist es, Menschen unterschiedlicher oder sogar gegensätzlicher Meinungen miteinander in einen Dialog zu bringen. Wir sprechen damit alle hier lebenden Menschen in ihren verschiedenen privaten und öffentlichen Rollen an: als Bürger*innen, Politiker*innen, Verwaltungsmitarbeiter*innen, Arbeitnehmer*innen, Arbeitslose, Wissenschaftler*innen, Geflüchtete, Unternehmer*innen, Studierende, Ehrenamtliche und vieles mehr.

Begegnung und Kommunikation sind nötig und möglich, denn jeder Mensch hat aus seiner eigenen Sicht heraus natürlich gute Gründe, sich für oder gegen eine Sache einzusetzen oder ihr gleichgültig gegenüberzustehen. Es geht jedoch darum, sich die Motive und Hintergründe der jeweils anderen anzuhören und sie nachvollziehen zu können, denn oft ist die Geschichte des Einzelnen der Schlüssel für seine individuelle Meinung. Doch um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, ist weder im Wahlkampf noch bei Demonstrationen Zeit und Gelegenheit; auch bei Podiumsdiskussionen gelingt ein wechselseitiges Einander-Zuhören nur selten.

Mit unserem Dialogansatz möchten wir diese Lücke füllen. Wir schaffen Raum für respektvolle Gespräche über aktuelle gesellschaftliche Kontroversen in kleinen heterogenen Gruppen. Diese Dialoge sollen dazu beitragen, eine konstruktive Konfliktkultur zu entwickeln – ein wesentliches Element einer lebendigen Demokratie!

 

Wer wir sind

Die Initiative gesprächsbereit entstand aus einer Gruppe von über 20 Personen, die sich Anfang 2016 auf der Suche nach einem wirksamen Dialogformat für die Probleme unserer Zeit in Dresden gefunden hat. Wir stammen sowohl aus Ost- als auch Westdeutschland, leben heute in verschiedenen sächsischen Kommunen, haben unterschiedliche Berufe und politische Einstellungen und gehören zu unterschiedlichen Generationen und sozialen Schichten – das macht unsere Perspektiven vielfältig.

Uns verbindet eine einjährige Weiterbildung unter der Leitung von Charles Rojzman, dem Begründer der sog. Thérapie Sociale (engl. Transformational Social Therapy), die uns wertvolle Impulse für die Bewältigung gesellschaftlicher und zwischenmenschlicher Konflikte und für eine gelingende Dialogkultur gegeben hat. Rojzmans Ansatz hat an vielen Brennpunkten der Welt geholfen, neues Vertrauen zwischen entfremdeten oder verfeindeten Gruppen von Menschen herzustellen, und damit die Grundlage dafür geschaffen, gesellschaftliche Probleme wieder gemeinsam lösen zu können. Wir sind bemüht, unsere Methoden weiterzuentwickeln und sind offen und interessiert an Austausch und Kooperation mit Menschen, die sich mit anderen Ansätzen für den Dialog und eine lebendige Konfliktkultur einsetzen.

 

Was wir dafür tun

Wir entwickeln Dialogprojekte und organisieren, gestalten und moderieren Dialoge in Stadtteilen, Nachbarschaften, Gemeinden, Institutionen und auf der Straße. Die Gespräche finden hauptsächlich in kleinen Gruppen statt, wo Einzelnen keine große öffentliche Bühne geboten wird, um ihre Meinung kundzutun. Die Anwesenden tauschen sich über aktuelle konfliktreiche Themen aus und lernen sich dabei gegenseitig besser verstehen. Ziel ist es nicht, andere von der eigenen Meinung zu überzeugen, sondern unter Berücksichtigung der verschiedenen Perspektiven gemeinsam Lösungen für ein gutes Zusammenleben zu erarbeiten.

Auch wenn in diesen Zeiten viele Menschen das Gespräch aufgegeben haben, weil es zu anstrengend erscheint oder sich keine schnell sichtbaren Veränderungen zeigen: Ein wahrhafter Dialog ist für uns die einzige Option, die sichtbar gewordene Spaltung unserer Gesellschaft zu überwinden.