Das erste Wochenende der Moderations-Schulung ist geschafft. Fünfundzwanzig Teilnehmende sind inspiriert, verwirrt, begeistert, erschöpft und erstaunt.

Wer erwartet hatte, Moderations-Methoden vorgelegt zu bekommen und drauf los zu trainieren, erfuhr an diesem Wochenende eine Enttäuschung: Charles Rojzman brachte uns Teilnehmende zuerstmal drei Tage lang in Kontakt mit uns selbst. Nach kurzen einführenden Worten gingen wir miteinander in Kontakt und tauschten uns zu unseren Motivationen, Befürchtungen und Zweifeln aus. Dann bat Charles uns, zu reflektieren, warum wir mit manchen Teilnehmenden nicht so gern gesprochen hätten. Plötzlich standen wir unseren eigenen Verhaltensmustern in Gruppen gegenüber. Wir erfuhren am eigenen Leib, wie unterbewusste Vorurteile gegenüber anderen uns hindern, in Kontakt miteinander zu gehen und welche Masken wir aufsetzen, um nicht zu viel von uns Preis zu geben. Wir lernten zu spüren, wie wichtig es ist, diese Barrieren langsam abzubauen, und was es braucht, um das Vertrauen in einer Gruppe entstehen zu lassen, sich dem anderen gegenüber zu öffnen. Denn nur so kann wirklich hilfreicher Austausch entstehen, der uns durch Oberflächlichkeiten hindurch an die wirklichen Probleme führt.

Für die Reflexion dieser Muster nahmen wir uns viel Zeit. Für manche zu viel: Ungeduld kam auf. Diskussionen über die Prozessgestaltung und Zeitnutzung entstanden. Und am Ende stellten wir fest: Das alles ist Teil der Lernerfahrung. Wie wir mit Autorität umgehen, mit den Bedürfnissen einer Gruppe, mit unseren eigenen Anliegen und Emotionen. Über all das müssen wir uns als Moderator*innen bewusst werden – und daraus lernen, um Gruppen in Konflikten dabei zu unterstützen mit all diesen Herausforderungen konstruktiv umzugehen.

Und dazu lernten wir: Die Leitung sollte sich stark reflektieren, aber nicht versuchen, perfekt zu sein; um Konflikte moderieren zu können, muss man die Situation vor Ort nicht kennen, kein Experte sein – es hilft sogar, unparteiisch zu sein, wenn man sie nicht kennt; man sollte nicht versuchen, Leute in eine bestimmte Richtung zu verändern; um sich wirklich fruchtbar auseinander zu setzen, ist es wichtig, über die eigene Geschichte zu erzählen – das berührt auch schmerzhafte Teile des Selbst, aber die wollen ausgesprochen sein, um weiter gehen zu können.

Am Sonntag Nachmittag waren wir alle erschöpft, aber es ist ein großes Vertrauen in der Gruppe gewachsen. Wir können das Potenzial sehen, das in dieser Art von Arbeit mit den eigenen Muster steckt und sind gespannt auf das nächste Wochenende (am 9.-11.September), in dem es vor allem darum gehen wird, konstruktive Konflikte zu gestalten.

Nach Ende des Seminars nahmen dann noch alle sonntagnachmittägliche Kraft  zusammen und fingen an, eine Gesprächsveranstaltung im Stadtteil Klotzsche anzudenken. Neuigkeiten dazu folgen.